Kinder-Fuß
Plattfüße, Knick-Senkfüße
Was ist das?
Von einem Knick-Senkfuß oder Plattfuß spricht man, wenn das
Fußgewölbe abgeflacht (eingesunken) und die Ferse nach innen geneigt
ist.

Wie kommt es dazu?
Es werden verschieden Entstehungsursachen diskutiert:
• Das Tragen von falschen Schuhen
• Erhöhte Bandlaxizität (genetisch)
• Erhöhte Torsion des Oberschenkelknochens
• X-Beine
• Übergewicht
Diagnose
Neben der klinischen Untersuchung ist es oft nötig auch eine
Röntgenaufnahme unter Belastung und ev. auch eine Fußdruckmessung
(Pedobarographie) durchzuführen, um die Diagnose bzw. den
Schweregrad der Fehlstellung zu ermitteln.
Behandlung
Ob überhaupt eine Behandlung erforderlich ist, hängt sehr stark vom
Alter des Patienten ab.
Es ist wichtig, regelmäßige Kontrollen des Spontanverlaufes
durchzuführen, um nicht den Zeitpunkt für den Behandlungsbeginn zu
versäumen.
Eine Therapie ist unbedingt notwendig, wenn:
1. die Fehlstellung fortschreitend ist
2. Schmerzen/Beschwerden vorhanden sind
3. Funktionseinschränkungen bestehen
4. strukturelle Veränderungen vorliegen
5. bei stark ausgeprägter Fehlstellung (Talus obliquus)
Konservative (nicht operative) Therapie:
• Fußgymnastik
• Einlagen
• ev. Gewichtsreduktion
Operative Therapie:
• Arthrorise
• Fersenbeinverschiebeosteotomie
• Fersenbeinverlängerungsosteotomie
• Sehneneingriffe
Bei der Auswahl des Schuhwerkes ist darauf zu achten, dass dieses
groß genug ist, eine flexible Sohle hat und die Ferse gut gefasst
ist.
Außerdem ist häufiges Barfußgehen sehr gut für die Ausbildung des
Fußgewölbes.
Kindgerechte Kräftigungsübungen der Fußmuskulatur sind
empfehlenswert und hilfreich.
Kongenitaler Plattfuß (Talus
verticalis)
Was ist das?
Der angeborene Plattfuß ist eine sehr seltene Fehlbildung, bei
welcher der Talus (Sprungbein) vertikal nach unten steht und das
Fußgewölbe in die Gegenrichtung (konvex) gewölbt ist
(„Tintenlöscher-Fuß“).
Die Fehlstellung ist rigide (nicht flexibel) und mit einer
hochstehenden Ferse, sowie einer Achillessehnenverkürzung verbunden.
Behandlung
Bevor die Behandlung in die Wege geleitet wird, ist eine genaue
Abklärung der Problematik erforderlich.
Durch die klinische Untersuchung und Röntgenbilder (in
Funktionsstellung) kann ein schwerer Plattfuß (Talus obliquus) vom
echten, angeborenen Plattfuß (Talus verticalis) unterschieden
werden.
Ein angeborener Plattfuß muss in der Regel in den ersten
Lebensjahren operativ korrigiert werden.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass durch die „umgekehrte
Ponsetti-Behandlung“ („Reversed Ponseti Technique“), in Vorbereitung
auf die Operation, sehr gute Ergebnisse zu erzielen sind.
Sichelfüße
Was ist das?
Die nach innen gerichtete Neigung (Adduktion) des Vorfußes gegenüber
dem Rückfuß.
Der Sichelfuß (Pes adductus) ist die häufigste Fußfehlstellung des
Säuglingsalters und lässt sich in der Regel gut behandeln.
Wie kommt es dazu?
• Platzmangel in der Gebärmutter (Frühgeborene haben keine
Sichelfüße)
• regelmäßige Bauchlage
• konstitutionelle Adduktion der Mittelfußknochen (erblich bedingt)
• fehlendes Muskelgleichgewicht
Diagnose
Bei der klinischen Untersuchung unterscheidet man den flexiblen vom
kontrakten Sichelfuß – und differenziert weiters zwischen einfacher
und komplexer (schwerer) Sichelfußfehlstellung.
Außerdem ist es wichtig, dabei den sog. Z-Fuß oder Serpentinenfuß
abzugrenzen, bei dem zusätzlich zur Vorfußdeformität ein
Rückfuß-Valgus besteht.
Behandlung
Je nach Schweregrad der Fehlstellung kommen folgende Behandlungen
zur Anwendung:
• Massagen und Fußgymnastik
• Schaumstoffringe (bei Bauchlage)
• graduelle Korrektur im Gips
• korrigierende Schuhe (Antiv-Varus Schuhe, Bebax oder Ipos)
• korrigierende Einlagen (3-Backen-Einlagen)
• Unterschenkel-Nachtlagerungsschienen
• operative Korrektur (in seltenen, schweren Fällen)
Ein Großeil der Sichelfüße normalisiert sich spontan unter Mithilfe
von gezielten Massagen.
Wenn sich die Fehlstellung aber nicht rasch bessert, sind eine
frühzeitige Diagnosestellung und Therapie sehr wichtig.
Hackenfüße
Was ist das?
Eine bei der Geburt häufig vorkommende Fehlhaltung, bei der der Fuß
maximal nach oben (zum Schienbein hin) geneigt ist.
Behandlung
Der Hackenfuß ist eine gutartige Deformität, die sich in der Regel
spontan normalisiert (seltene Ausnahme: neurogener Hackenfuß).
• Massagen
• Fußgymnastik
Nur in schweren Fällen ist gelegentlich eine Gips- oder
Schienenbehandlung notwendig.
Kletterfüße (Pes supinatus)
Was ist das?
Kletterfüße sind eine angeborene Fehlhaltung, wobei es zu einer
Einwärtsdrehung der Füße kommt, wodurch die Fußsohlen zueinander
gerichtet sind.
Da Kletterfüße der Klumpfußfehlstellung sehr ähnlich sehen können,
ist es entscheidend, rasch eine korrekte Diagnose zu stellen.
Wie kommt es dazu?
Als Ursache für den Kletterfuß wird ein reduziertes Platzangebot im
Mutterleib vermutet.
Kletterfüße sind in der Regel gut zu behandeln und heilen zumeist
folgenlos aus.
Behandlung
Da es verschieden starke Ausprägungen der Kletterfüße gibt, variiert
auch die Behandlung.
· Massagen, Fußgymnastik, Physiotherapie
· graduelle Korrektur im Gips
· Schienenbehandlung
· Einlagen usw.
Häufig sind gezielte Massagen und Dehnungsübungen ausreichend.
Unerlässlich ist eine regelmäßige fachärztliche Kontrolle des
Therapiefortschrittes, um eine nachhaltige Besserung zu erzielen.
Z-Füße
Was ist das?
Z-Füße oder Serpentinenfüße sind eine Sonderform der Sichelfüße.
Zusätzlich zur Vorfußdeformität besteht auch ein Rückfuß-Valgus-,
bei dem die Ferse nach innen geneigt ist („einknickt“).
Wie beim Sichelfuß kann man zwischen einer einfachen und einer
komplexen (schweren) Fehlstellung unterscheiden.
Behandlung und Prognose
siehe Sichelfuß
Hohlfüße (Pes cavus)
Was ist das?
Hohes Fußgewölbe durch steilgestellte Mittelfußknochen und
Fersenbein.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der anatomischen
Normvariante des Hohlfußes, dem sog. „hochgesprengten Fuß“, und dem
tatsächlichen Hohlfuß als angeborene oder erworbene Erkrankung.
Wie kommt es dazu?
• idiopathisch (unbekannte Ursache)
• angeboren (selten)
• muskulär
• posttraumatisch (nach einem Unfall)
• neurologische Ursache (Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung,
Friedreich-Ataxie, Poliomyelitis, spinale Muskelatrophie,
Nerventumoren,…)
Es kommt dabei zu einem Muskelungleichgewicht, was zur Entstehung
der knöchernen Fehlstellung führt.
Behandlung
• Physiotherapie
• Fußbettung durch Einlagen und orthopädisches Schuhwerk
• operative Korrektur (je nach Alter des Patienten mittels
Weichteileingriff, knöcherner Umstellung bzw. Arthrodese oder eines
kombinierten Vorgehens)
Spitzfuß (Pes equinus)
Was ist das?
Fehlstellung, bei welcher der ganze Fuß zum Boden geneigt ist
(Plantarflexion) und häufig die entgegengesetzte Bewegung
(Dorsalextension) eingeschränkt ist.
Wie kommt es dazu?
Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Ursachen für den Spitzfuß:
• häufiges Tragen von hohen Absätzen bzw. Zehenspitzengang
• Nervenverletzung (Fallfuß durch Peronaeuslähmung)
• neuromuskuläre Erkrankungen (Zerebralparese, Myelomeningozele,…)
• Restzustand nach Klumpfußbehandlung, Arthrogrypose
• nach einem Unfall (Kompartmentsyndrom, Narbenkontrakturen,…)
• usw.
Behandlung
Je nachdem ob es sich bereits um eine kontrakte, eingesteifte
Spitzfußstellung handelt, oder ob noch ausreichend Flexibilität
vorliegt, kommen verschiedene Behandlungsmethoden zur Anwendung.
• Dehnungsübungen, Physiotherapie
• Einlagen, Schienenbehandlung, Orthesen
• orthopädische Schuhe, Absatzerhöhung
• Botolinumtoxin bei spastischen Muskelverkürzungen
• operative Korrektur (Verlängerung der Achillessehne bzw.
Wadenmuskulatur, graduelle Korrektur mittels Fixateur Externe,
knöcherne Umstellung bzw. Arthrodese)
Neben der Diagnosestellung sind regelmäßige fachärztliche Kontrollen
zur Planung, Durchführung und Überwachung der Therapie maßgeblich um
eine Verbesserung der nicht immer einfachen Problematik zu
erreichen.
Klumpfüße (Pes equinovarus adductus
congenitus)
Was ist das?
Eine zumeist angeborene einseitige oder beidseitige Fußfehlstellung
bei der es gleichzeitig zu einer Einwärtsdrehung und
Spitzfußstellung des Rückfußes und zu einer Sichelfußstellung (Zehen
zeigen nach innen) und Supinationsstellung (die Fußschaufel zeigt
nach oben) des Mittelfußes kommt.
Wie kommt es dazu?
Es werden verschiedenste Hypothesen, wie neuromuskuläre oder
genetische Veränderungen, aber auch ein Platzmangel in der
Gebärmutter und Verkürzungen von Bändern diskutiert.
Behandlung
Je nachdem wie ausgeprägt und wie kontrakt die Fehlstellung ist,
lassen sich verschiedene Schweregrade des Klumpfußes unterscheiden.
Neben der eingehenden klinischen Untersuchung ist oft auch eine
spezielle Röntgenaufnahme (in Neutral- und Funktionsstellung)
notwendig.
Die Klumpfußbehandlung nach Ponseti ist weltweit anerkannt und
erzielt bei korrekter Anwendung sehr gute Ergebnisse.
Das Therapieschema lässt sich in 3 Phasen unterteilen:
1. Graduelle Klumpfußkorrektur im Gips
Bereits nach der Geburt wird über mehrere Wochen ein redressierender
Gips angelegt (Wechsel 1x pro Woche), der die Fehlstellung
schrittweise korrigiert.
2. Achillessehnen-Tenotomie
In fast allen Fällen wird nach Abschluss der sog. Etappengipse die
Achillessehne im Rahmen einer Kurznarkose verlängert. Das ist
notwendig, um der hochstehenden Ferse ein Tiefertreten in die
Normalposition zu ermöglichen.
Danach wird ein Gips für 4 Wochen angelegt, der nicht gewechselt
wird.
3. Schienenbehandlung
Nach Gipsabnahme erhält jeder Patient eine sog.
Denis-Browne-Schiene, welche über 3 Monate ganztägig getragen wird.
Danach wird diese Schiene nur mehr nachts bzw. beim Schlafen bis zum
Alter von 3 bis 4 Jahren getragen.
Diese Schiene besteht aus einem Bügel, auf dem 2 Schuhe in
Korrekturstellung (ca. 70 Grad Außenrotation) befestigt sind. Da die
Babys bereits durch die Gipsbehandlung an diese Fußposition gewöhnt
sind, wird die Schiene sehr gut toleriert.
Eine exakte Durchführung und eine genaue Einhaltung der
Ponseti-Therapie sind notwendig, um sehr gute Behandlungsergebnisse
zu gewährleisten.
Da die Klumpfußfehlstellung auch nach einer perfekten Korrektur
jederzeit wieder zurückkommen kann (Klumpfuß-Rezidiv) sind in diesem
Zusammenhang die regelmäßigen Kontrollen bis zum Wachstumsabschluss
besonders wichtig.
Tarsale Koalition (Coalitio)
Was ist das?
Bei einer Tarsalen Koalition kommt es zu einer knöchernen oder
bindegewebigen Brückenbildung zwischen zwei Fußwurzelknochen.
Am häufigsten kommt es zu einer Brückenbildung zwischen Kahnbein und
Fersenbein (calcaneo-naviculäre Coalitio) oder Sprungbein und
Fersenbein (talo-calcaneare Coalitio).
Diagnose
Bei einer schmerzhaften Plattfußstellung, die mit einer
eingeschränkten Beweglichkeit im unteren Sprunggelenk verbunden ist,
muss man immer an eine Tarsale Koalition denken.
Mittels gezielter Röntgenaufnahmen lässt sich ein Großteil der
Koaleszenzen nachweisen.
Im Zweifelsfall kann eine CT (Computertomographie) oder eine MRT
(Magnetresonanztomographie) den Verdacht bestätigen.
Behandlung
Wenn Beschwerden auftreten, ist eine chirurgische Resektion
(Entfernung) der knöchernen Brücke zu empfehlen.
Bei einer großen, talo-calcanearen Coalitio muss eine Arthrodese
(Fusion) des unteren Sprunggelenkes manchmal in Betracht gezogen
werden.
Zehenspitzengang
Was ist das?
Der „habituelle“ (gewohnheitsmäßige) oder „idiopathische“
(unbekannte Ursache) Zehenspitzengang wird relativ häufig beobachtet
und tritt speziell bei Kindern auf, die gerade das Gehen lernen.
Besteht der Zehengang mehr als 3 Monate, wird er als persistierend
bezeichnet.
Wie kommt es dazu?
Die Ursache für den habituellen Zehenspitzengang ist unbekannt.
Gehäuft treten diese Fälle bei Kindern auf, bei denen eine
„Gehlernhilfe“ verwendet wurde.
Der habituelle Zehengang ist immer eine sog. Ausschlussdiagnose. Das
heißt, zuvor muss eine mögliche zerebrale oder neuromuskuläre
Störung ausgeschlossen werden.
Behandlung
Da es sich beim intermittierenden Zehenspitzengang um ein fallweise
auftretendes Durchgangsstadium handelt, ist zunächst eine
abklärende, fachärztliche Begutachtung erforderlich.
Eine (beginnende) strukturelle Veränderung an Achillessehne,
Wadenmuskulatur oder Sprunggelenk ist vorab auszuschließen.
Bei Kindern die ausschließlich oder persistierend auf Zehenspitzen
gehen, ist eine Entwicklungsdiagnostik durchzuführen.
Fersenschmerz (Apophsitis Calcanei
Klumpfüße )
Was ist das?
Eine bei Kindern und Jugendlichen auftretende Erkrankung der
Wachstumsfuge des Fersenbeines (Kalkaneusapophyse).
Typisch sind meist beidseitige Schmerzen im Fersenbereich, die
belastungsabhängig sind und bei lokalem Druck auftreten.
Wie kommt es dazu?
Es kommt zu einer Irritation der Wachstumszone des Fersenbeines am
Ansatzbereich der Achillessehne.
Diese Irritation entsteht durch ein Ungleichgewicht von mechanischer
Belastung (hohe körperliche Aktivität, ev. auch hohes Körpergewicht)
und verminderter Belastbarkeit der anatomischen Strukturen im
Wachstumsalter.
Erschwerend kann dabei ein starker Schuhdruck im Fersenbereich
hinzukommen.
Gehäuft tritt Fersenschmerz bei sportlich aktiven Jungen auf.
Symptome
Typisch sind belastungsabhängige Schmerzen, die vor allem zu Beginn
der Belastung, aber auch in Ruhephasen auftreten.
Überdies kann es zu einer Schwellung und deutlichen
Druckschmerzhaftigkeit im Fersenbereich kommen.
Behandlung
· vorübergehende Reduktion der sportlichen Belastung bzw.
Trainingsmodifikation
· Schuheinlagen mit Weichbettung der Ferse
· Schuhzurichtung bei erhöhtem Druck auf die Ferse
· Dehnungsübungen und lokale Kühlung nach dem Sport
· abschwellende Salbenbehandlung, Massagen
· ev. Gewichtsreduktion