Kinder-Hüfte
Hüftdysplasie, Hüftgelenksluxation
Was ist das?
Eine zumeist angeborene Wachstumsstörung des Hüftgelenkes, welche zu
einer verminderten Überdachung des Hüftkopfes durch die
Hüftgelenkspfanne (Acetabulum) führt.
Bei der am stärksten ausgeprägten Form der Hüftdysplasie kommt es
zur sog. Hüftgelenksluxation, dh.: die Gelenkspfanne ist so schlecht
ausgebildet, dass der Hüftkopf aus dem Gelenk herausgleitet.
Die Früherkennung einer Hüftdysplasie ist von höchster Relevanz, um
Spätfolgen zu vermeiden.

Wie kommt es dazu?
Die Ursache für die angeborene Hüftdysplasie ist unbekannt.
Genetische,- und hormonelle Faktoren sowie Umwelteinflüsse können
das Risiko einer Hüftdysplasie erhöhen.
Beispielsweise steigt das Risiko für eine Hüftdysplasie bei
Steißlage oder einer reduzierten Fruchtwassermenge in der
Schwangerschaft.
Mädchen sind ca. 4 x häufiger betroffen als Buben.
Hüftultraschall (Hüftsonographie)
Neben der klinischen Untersuchung ist der
Neugeborenen-Hüftultraschall die Methode der Wahl, um eine
Hüftdysplasie erkennen und rechtzeitig behandeln zu können.
Wie im Mutter-Kind-Pass vorgesehen, wird der Hüftultraschall zweimal
durchgeführt.
Das erste Mal in der 1. Lebenswoche und das zweite Mal in der
6. bis 8. Lebenswoche.
(Die Kinderorthopädische Mutter-Kind-Pass-Untersuchung findet in der
4. bis 7. Lebenswoche statt und kann mit dem zweiten Hüftultraschall
gemeinsam durchgeführt werden).
Behandlung
Der Schweregrad der Hüftdysplasie kann durch die Ultraschallmethode
nach R. Graf genau klassifiziert werden.
Eine unreife, nicht behandlungsbedürftige Hüfte muss dabei von einer
behandlungsbedürftigen Hüftdysplasie abgegrenzt werden.
Die exakte Durchführung des Ultraschalls und die genaue
Kenntnis der unterschiedlichen Therapiemethoden sind für ein gutes
Behandlungsergebnis unverzichtbar.
Eine Hüftdysplasie kann sehr effektiv mittels Bandagen oder Schienen
behandelt werden (zB.: Pavlik-Bandagen, Tübinger-Schiene,
Coxaflex,…)
Ein möglichst frühzeitiger Beginn der Therapie ist in diesem
Zusammenhang besonders wichtig, um das Wachstumspotential des
Neugeborenen bestmöglich auszunutzen und um Langzeitschäden zu
vermeiden.
Im Fall einer Hüftgelenksluxation ist es unter Umständen notwendig,
mit Hilfe einer Extensionsbehandlung (Overheadextension) oder eines
Becken-Bein-Gipses (Fettweis-Gips) den Hüftkopf an die gewünschte
Position in der Hüftpfanne zu bringen und dort zu halten.
In seltenen Fällen kann es, trotz aller oben beschrieben Maßnahmen,
erforderlich sein, den luxierten (ausgerenkten) Hüftkopf,
chirurgisch mittels offener Reposition wieder an die richtige Stelle
zu bringen.
Spätfolgen
Eine Nicht- bzw. Späterkennung der Hüftdysplasie hat oft einen
chirurgischen Eingriff zur Folge.
Dabei wird die Hüftgelenksüberdachung durch die Gelenkspfanne
wiederhergestellt.
Je nach Alter und Ausprägung gibt es verschieden Operationsmethoden:
• offene Hüftgelenksreposition
• Pfannendachplastik nach Pemberton oder Dega
• Beckenosteotomie nach Salter
• Tripleosteotomie
• intertrochantäre Varisationsosteotomie
• Periacetabuläre Osteotomie (PAO) nach Ganz
• usw.
Wird die Hüftdysplasie nicht oder ungenügend behandelt, führt das im
späteren Leben zu einer verstärkten Hüftgelenksabnützung.
Diese ist mit Schmerzen, Bewegungseinschränkung und gegebenenfalls
dem frühzeitigen Bedarf einer Hüftgelenkstotalendoprothese
verbunden.
Morbus Perthes
Was ist das?
Beim Morbus Perthes kommt es, aus bislang ungeklärter Ursache, zu
einer Durchblutungsstörung des Hüftkopfes.
Das führt zum Absterben von einem Teil des Hüftkopfes (Epiphyse),
welcher sich später wieder neu aufbaut.
Diese Erkrankung tritt vor allem zwischen dem 4. und 11. Lebensjahr
auf.
Klassifikation:
Je nachdem wie groß die Femurkopfnekrose (abgestorbener Anteil des
Hüftkopfes) ausfällt, wird die Erkrankung anhand verschiedener
Klassifikationssysteme (Salter, Herring,…) unterteilt.
Der Morbus Perthes verläuft in 4 Stadien über einen Zeitraum von ca.
2 bis 4 Jahren.
1. Kondensationstadium
2. Fragmentationsstadium
3. Reparationsstadium
4. Endstadium
Es gibt verschiedene Faktoren, welche den Verlauf der Erkrankung
beeinflussen:
• Alter beim Erkrankungsbeginn – je jünger der Patient, desto
günstiger
• Auftreten von sog. „head at risk signs“ im Röntgen – je mehr,
desto ungünstiger
• Ausmaß der Femurkopfbeteiligung – je größer, desto ungünstiger
Behandlung
Grundsätzlich verfolgt die Behandlung 2 wesentliche Ziele:
1. Verbesserung der Hüftgelenksbeweglichkeit
- Physiotherapie
- Abspreizbehandlung (Abduktion) der Hüfte mittel Schienen
- Schwächung der Adduktoren durch Injektion von Botulinumtoxin
- chirurgische Verlängerung der Adduktoren
2. Verbesserung der Hüftgelenksüberdachung („Containment“)
- Beckenosteotomie nach Salter
- intertrochantäre Varisationsosteotomie (zentriert den Hüftkopf)
Je nach Gelenksbeweglichkeit, Röntgenbefund und Alter des Patienten,
kommen unterschiedliche Behandlungsmethoden zum Einsatz.
Eine zu starke Belastung des Hüftgelenks sollte beim Morbus Perthes
grundsätzlich vermieden werden.
Der Verlauf der Erkrankung muss durch regelmäßige klinische und
radiologische fachärztliche Kontrollen genau verfolgt werden um die
richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt beginnen zu können.
Epiphyseolysis capitis femoris
(„Hüftkopfabrutsch“)
Was ist das?
Die Ablösung und in weiterer Folge der Abrutsch des gelenksbildenden
Femurkopfanteils (Epiphyse).
Die Erkrankung tritt vor allem im pubertären Wachstumsschub auf und
betrifft oft sportlich sehr aktive oder übergewichtige Jugendliche.
Der Beginn der Beschwerden kann plötzlich oder schleichend
eintreten.
Die Schmerzen sind dabei häufig nicht nur im Hüftbereich
lokalisiert, sondern strahlen auch in Oberschenkel und Knie aus.
Typisch ist ein hinkendes, mit dem Fuß nach außen gedrehtes
Gangbild.
Behandlung
Nach Diagnosestellung der Epiphysenlösung im Röntgen (immer in
beiden Ebenen!) ist eine chirurgische Fixierung der abgerutschten
Hüftkopfepiphyse durchzuführen.
Da die Erkrankung in ca. 50% der Fälle beidseitig auftritt, ist
meist eine beidseitige Fixierung notwendig.
Coxitis fugax („Hüftschnupfen“)
Was ist das?
Beim „Hüftschnupfen“ handelt es sich um einen Gelenkserguss
(Flüssigkeitsansammlung im Hüftgelenk), der meist im Rahmen eines
viralen Infektes der oberen Luftwege oder des Magen-Darm-Traktes
auftritt.
Der Hüftschnupfen ist eine relativ häufige Erkrankung des
Kindesalters und kann gelegentlich auch rezividieren (erneut
auftreten).
Behandlung
Der „Hüftschnupfen“ ist streng genommen keine eigene Erkrankung
sondern ein Symptom eines bereits wieder abgeklungenen viralen
Infektes.
Die wesentlichen Maßnahmen bei der Behandlung sind:
• Abklärung mittels Ultraschall und Entzündungslabor
• Schonung
• entzündungshemmende, schmerzstillende Medikamente
Es ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig andere
Hüfterkrankungen (zB.: die septische Coxitis oder den Morbus
Perthes) vom harmlosen „Hüftschnupfen“ abzugrenzen.
Säuglings-Hüft-Ultraschall
Der Säuglings-Hüft-Ultraschall wird als
Screeningmethode (systematische Untersuchung) zur Früherkennung der
Hüftgelenksdysplasie (Wachstumsstörung des Hüftgelenkes)
durchgeführt.
Zeitpunkt des Hüft-Ultraschalls:
Dieser wird, so wie im Mutter-Kind-Pass vorgesehen, zweimal
durchgeführt.
Das erste Mal in der 1. Lebenswoche und das zweite Mal in der
6. bis 8. Lebenswoche.
(Die Kinderorthopädische Mutter-Kind-Pass-Untersuchung findet in der
4. bis 7. Lebenswoche statt und kann mit dem zweiten Hüftultraschall
gemeinsam durchgeführt werden).
Spätfolgen
Wird die Hüftdysplasie nicht oder zu spät erkannt, kann das die
Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffes zur Folge haben.
Dabei wird die Hüftgelenksüberdachung durch die Gelenkspfanne
wiederhergestellt.
Je nach Alter und Ausprägung gibt es verschiedene
Operationsmethoden:
• offene Hüftgelenksreposition
• Pfannendachplastik nach Pemberton oder Dega
• Beckenosteotomie nach Salter
• Tripleosteotomie
• intertrochantäre Varisationsosteotomie
• periacetabuläre Osteotomie (PAO) nach Ganz
• usw.
Wird die Hüftdysplasie nicht oder ungenügend behandelt, führt das im
späteren Leben zu einer verstärkten Hüftgelenksabnützung.
Diese ist mit Schmerzen, Bewegungseinschränkung und gegebenenfalls
dem frühzeitigen Bedarf einer Hüftgelenkstotalendoprothese
verbunden.