Wirbelsäule
Fehlhaltung
Bei der Form der Wirbelsäule gibt es individuelle Unterschiede und
dementsprechend, je nach Konstitution unterschiedliche
Haltungstypen:
• Harmonischer Rücken
• Rundrücken
• Hohlrücken
• Flachrücken
• Hohlrundrücken
• Hohlflachrücken
Im Wachstumsalter kann es zu einem Ungleichgewicht zwischen
Skelettwachstum und Muskelquerschnitt kommen. Diese relative
Muskelschwäche führt zum Rundrücken.
Psychische Aspekte können dabei oft eine erhebliche Rolle spielen.
Jugendliche sollten zur regelmäßigen Aktivierung des Muskelkorsetts
durch sportliche Betätigung motiviert werden!
Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates dürfen besonders bei
Kindern und Jugendlichen nicht vernachlässigt werden.
Bei der klinischen Untersuchung ist unter anderem auf die
Beckenkippung und,- eine harmonische Form der Wirbelsäule im Stehen
zu achten.
Beim Vorbeugetest wird die Flexibilität der Wirbelsäule untersucht
und eine Beinlängendifferenz ausgeschlossen.
Eine, wenn auch geringfügige, Fehlform des Rückens oder ein
verändertes Gangbild dürfen nicht verharmlost werden, sondern müssen
fachärztlich abgeklärt werden, um Spätfolgen zu vermeiden.

Skoliose
Was ist das?
Die Skoliose ist eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule.
Die häufigste Form ist die sog. Adoleszentenskoliose, welche während
der Pubertät beginnt und im Wachstumsschub stark zunehmen kann.
Es gibt aber auch seltenere Formen der Skoliose, die bereits im
Säuglings-, und Kleinkindalter auftreten können.
Wie kommt es dazu?
Bei der Adoleszentenskoliose kommt es durch ein Ungleichgewicht im
Wachstum der Wirbel zur Ausbildung einer Rotation der Wirbelkörper,
was die seitliche Krümmung der Wirbelsäule hervorruft.
Die Skoliose folgt dabei typischen Charakteristika und tritt bei
Mädchen 3,5 mal häufiger auf als bei Jungen.
Behandlung
Neben einer eingehenden Untersuchung ist im Verdachtsfall die
Anfertigung eines Röntgenbildes der gesamten Wirbelsäule im Stehen
durchzuführen.
Sollte es sich um eine atypische Skoliose handeln, ist eine
weiterführende Abklärung mittels MRT (Magnetresonanztomographie) oft
richtungsweisend.
Je nach Ausprägung und Alter des Patienten, kommen unterschiedliche
Behandlungsmethoden zur Anwendung:
• Physiotherapie nach Katharina Schroth
• Miedertherapie
• Operation (ist nur in sehr schweren Fällen notwendig)
Bei rechtzeitiger Diagnosestellung und engmaschiger, fachärztlicher
Kontrolle kann die Skoliose in den meisten Fällen sehr gut behandelt
werden.
Wirbelgleiten,
Spondylolisthesis, Spondylolyse
Was ist das?
Beim Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) kommt es zur Verschiebung
eines Wirbelkörpers auf dem anderen.
Bei der Spondylolyse besteht eine Unterbrechung im Wirbelbogen (Pars
interarticularis), welche ein Wirbelgleiten auslösen kann.
Wie kommt es dazu?
Neben genetischen Faktoren spielt hauptsächlich die mechanische
Überbelastung eine Rolle bei der Entstehung der Spondylolyse.
Bei manchen Sportarten kommt es zu häufigen und vermehrten
Überstreckungen der Lendenwirbelsäule (Hyperextension), wie zum
Beispiel beim Kunstturnen, Speerwerfen, Gewichtheben,…
Dabei entsteht ein erhöhter Druck auf die Wirbelbogengelenke
(Facettengelenke), welcher die dort befindliche Wachstumszone
schädigen kann.
Das kann in weiterer Folge zur Unterbrechung des knöchernen
Wirbelbogens führen.
Behandlung
Das Ausmaß des Wirbelgleitens kann in verschiedene Schweregrade
eingeteilt werden (Meyerding I-IV).
In den meisten Fällen kommt es bei der Spondylolyse zu keinen
Beschwerden.
Wenn es zu Beschwerden kommt, gibt es folgende
Therapiemöglichkeiten:
• Physiotherapie
• Miedertherapie
• Operation
Basis jeder Behandlung ist eine gezielte Physiotherapie zur
Kräftigung
und Stabilisierung der Lendenwirbelsäulen und der Beckenregion.
Eine Überstreckung der Wirbelsäule ist unbedingt zu vermeiden.
Bei einem frisch aufgetretenen, schmerzhaften Wirbelgleiten kann
eine vorübergehende Miedertherapie sinnvoll sein.
Kommt es trotz konservativer (nicht operativer) Behandlung zu keiner
Besserung der Beschwerden, kann in seltenen Fällen eine chirurgische
Stabilisierung erforderlich sein.
Morbus Scheuermann
Was ist das?
Der Morbus Scheuermann ist eine durch Wachstumsstörung der
Wirbelsäule hervorgerufene Rundrückenbildung (Kyphosierung).
Es kommt dabei zu Keilwirbelbildungen, Bandscheibenverschmälerungen
und Deckplatteneinbrüchen der Wirbelkörper (sog. Schmorl-Knötchen).
Wie kommt es dazu?
Es handelt sich nicht, wie ursprünglich angenommen um eine
aseptische Knochennekrose, sondern um eine Wachstumsstörung im
Bereich der Wirbelkörper.
Behandlung
Neben der häufigeren thorakalen Form (Brustwirbelsäule) des Morbus
Scheuermann, gibt es auch eine lumbale Form (Lendenwirbelsäule), die
häufiger Beschwerden verursacht.
Grundsätzlich gibt es drei Behandlungsmöglichkeiten:
1. Physiotherapie
2. Miedertherapie
3. Operation
Physiotherapie kommt vor allem bei einer fixierten (nicht flexiblen)
Rundrückenbildung zur Anwendung.
Die Mieder- oder Korsettbehandlung wird ab >50° Kyphosewinkel in
Erwägung gezogen.
Eine operative Aufrichtung der Wirbelsäule bleibt sehr stark
ausgeprägten Formen (>70° Kyphosewinkel) vorbehalten.
Trichterbrust
Was ist das?
Eine trichterförmige Einwölbung der Rippen und des Brustbeines.
Behandlung
Da es sich in den meisten Fällen um ein rein kosmetisches Problem
handelt, ist nur sehr selten eine Therapie erforderlich.
Eine klare Empfehlung zur Operation besteht nur in sehr ausgeprägten
Fällen, wo es zu einer Einschränkung der Herz und Lungenfunktion
kommt.
Sollte eine Operation notwendig sein, gibt es eine relativ schonende
Methode, bei der ein Bügel hinter dem Brustbein eingeschoben wird,
der die Trichterbrust nach außen drückt.
Kielbrust
Was ist das?
Eine kielförmige Vorwölbung des Brustbeines nach außen.
Behandlung
Im Unterschied zur Trichterbrust ist die Kielbrust immer ein rein
kosmetisches Problem.
Bei der Kielbrust besteht die Möglichkeit, die Vorwölbung mit einer
Orthese nach innen zu drücken.
Gute Ergebnisse werden bei rechtzeitigem Beginn, und konsequenter
Anwendung der Orthese erzielt.
Eine operative Korrektur ist zwar möglich, sollte aber als rein
kosmetischer Eingriff besonders gut erwogen werden.
Ein gezieltes Training der Brustmuskulatur erzielt ebenfalls sehr
schöne Ergebnisse.